Sonntag, 16. Juni 2013

Filigrandraht herstellen

Do it yourself: Filigrandraht

Filigrandraht besteht aus zwei gekordelten Drähten, die gewalzt wurden, wodurch die Seiten abgeflacht sind, so dass sich die einzelnen Filigranelemente besser aneinander löten lassen. In Ländern, in denen Filigranschmuck eine lange Tradition hat, wie beispielsweise Norwegen, können diese Drähte fertig gekauft werden. Ich habe bisher noch keine Bezugsquelle in Deutschland gefunden und stelle den Draht deshalb wie folgt selber her:


1. Schritt: Draht kordeln 

Um selbst Filigrandraht herzustellen, benötigt man einen langen (weichgeglühten) Draht, der in der Mitte geknickt wird. Die benötigte Stärke des Ausgangsdrahtes hängt dabei von der gewünschten Feinheit des Schmuckstückes ab. Für die meisten meiner bisherigen Projekte habe ich 0,6 mm starken Silberdraht verwendet. Der dünnste Draht, den ich für die Herstellung von Filigrandraht benutzt habe, hatte einen Durchmesser von 0,3 mm.
Je nach Vorliebe (und Vorhandensein einer Bohrmaschine/ eines Akkuschraubers) gibt es verschiedene Möglichkeiten den Draht zu kordeln:

Schraubstock und Stab
Die beiden Drahtenden werden in einen Schaubstock eingespannt. In die Schlaufe wird ein Stab gesteckt und auf Zug gehalten gedreht, so dass sich die Drahtstränge verdrehen.
Vorteil: Man fühlt sehr gut, wann der Draht so fest wird, dass er wieder geglüht werden sollte.
Nachteil: Diese Technik dauert sehr lange, ist anstrengend und wird unter Umständen nicht gleichmäßig.

Haken und Bohrmaschine
Bei dieser Technik sollte unbedingt eine Schutzbrille getragen werden!!!
Die durch das Knicken entstandene Schlaufe wird um einen Haken gelegt, die beiden Enden in eine Bohrmaschine eingespannt. Die Bohrmaschine wird langsam laufen gelassen (in welche Richtung ist egal, aber KEIN Schlagbohren), der Draht beginnt sich zu kordeln. Auch hier muss der Draht auf (leichter) Spannung gehalten werden.
Vorteil: Diese Technik geht schnell und ermöglicht einen sehr gleichmäßig gekordelten Draht.
Nachteil: Ist der Draht durch das Kordeln zu spröde geworden, reißt er sehr plötzlich.

Bei beiden Techniken muss der Draht evtl. zwischendurch weichgeglüht werden, damit das Arbeiten erleichtert wird und er nicht reißt.


2. Schritt: Draht walzen/ hämmern

Nach dem Kordeln wird der Draht mit Hilfe einer Blechwalze um maximal 1/3 des Ausgangsdurchmessers abgeflacht. Die Walzstärke sollte vorsichtig eingestellt und nach den ersten gewalzten Zentimetern kontrolliert werden, da sich ein einmal zu dünn gewordener Draht nicht mehr korrigieren lässt.






Ist keine Walze vorhanden, muss der Draht durch Hämmern verformt werden: Dazu wird der Draht auf eine harte Unterlage gelegt (z.B. ein Bretteisen oder einen Tischamboss), die eine glatte Oberfläche haben sollte, da man sonst die Unebenheiten in die Rückseite des Metalls schlägt und keine gleichmäßige Drahtstärke erhält.
Der Draht wird mit einer Hand festgehalten, während er mit der anderen Hand gleichmäßig mit einem Goldschmiedehammer oder  Werkstatthammer (oder was gerade greifbar ist) dünner geschlagen wird. Auch der Hammer sollte eine glatte Schlagfläche und möglichst eine leicht ballige Bahn besitzen um keine Riefen in den Draht zu schlagen.



Je nach Festigkeit des Drahtes nach dem Walzen/ Hämmern kann es notwendig sein ihn vor der weiteren Verarbeitung erneut zu glühen.


TIPP: Da die selbst gemachten Drähte doch immer minimal unterschiedlich ausfallen, ist es sinnvoll gleich genügend Draht für ein komplettes Schmuckstück (oder auch Set) herzustellen, da so zumindest die Walzeneinstellung und die daraus resultierende Stärke bei allen Drahtstücken gleich ist.

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